Seit mehr als zwanzig Jahren an der Spitze eines Unternehmens, das zu den komplexesten Entwicklungs- und Testzentren in Tschechien gehört. Michal Mrkvička, geschäftsführender Direktor von AUREL, hat Überblick über alles – von der Entwicklung bis zum Prüfwesen. Wir haben uns mit ihm über die Entwicklung neuer Technologien, das Testen von Automobilen und darüber unterhalten, warum gerade AUREL zu den fünf wichtigsten Entwicklungspartnern für Automobilhersteller in der Tschechischen Republik gehört.
Was alles gehört heute zu Ihren Aufgaben und wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus?
Ich leite ein Unternehmen mit über 35 Abteilungen – vom Vertrieb und Personalwesen bis zu den eigentlichen Betrieben. Mein Arbeitstag besteht zur Hälfte aus Planung und zur Hälfte aus operativen Abläufen. Ich bin oft bei Kunden, im Testlabor und auf dem Testgelände, und die Vielfalt und die Möglichkeit, bei der Entstehung neuer Dinge dabei zu sein, machen mir Spaß. In den letzten Jahren sind wir bei AUREL stark gewachsen, haben mehr als 250 Mitarbeiter und es kommen ständig neue Technologien, Projekte sowie Kunden hinzu. Gemeinsam mit ihnen suchen wir nach der besten Lösung – sei es im Bereich Engineering oder Testen.
Wir sind Teil der breiteren Firmengruppe der Colegium Holding. Wobei hilft es Ihnen?
Eindeutig im Bereich der Synergien, danke den Schwesterfirmen sind wir in der Lage, für Kunden wirklich umfassende Dienstleistungen in den Bereichen Engineering, Prüfwesen, Automatisierung der Produktion und der Oberflächenbehandlungen anzubieten. Wir teilen uns das Backoffice, die IT und einige Entwicklungsabteilungen. Ein Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit mit der Firma Automotive Painting Partners, wo wir uns ergänzen – sie konzentrieren sich auf die Lackierung, wir auf weitere Oberflächenbehandlungen und Tests. Wenn wir auf ein Problem stoßen, können wir Änderungen bei einer bewährten Firma empfehlen. Das wissen die Kunden zu schätzen.
AUREL ist das einzige Unternehmen in Tschechien, das akkreditierte Prüfungen zum Fußgängerschutz durchführt. Wie hat sich dieser Bereich im Laufe der Jahre verändert?
Im Laufe meiner zwanzigjährigen Tätigkeit in diesem Bereich wurden erhebliche Fortschritte bei der Fahrzeugsicherheit erzielt. Heute sind bereits die Basismodelle von Fahrzeugen mit Systemen wie Front Assist, Line Assist, Kopf- und Seitenairbags ausgestattet. Und damit steigt auch die Anzahl und Schwierigkeit der Prüfungen. Wir haben den gewaltigen Vorteil, dass wir sowohl physische Tests als auch Simulationen durchführen. Wir sind die Einzigen in Tschechien, die eine physische Testanlage für Fußgängerschutz und gleichzeitig Tests in virtueller Realität anbieten.
Die virtuelle Entwicklung kommt ohne eine hochwertige Validierung anhand realer Szenarien nicht aus – andernfalls kann es zu Abweichungen von bis zu sechzig Prozent kommen. Aus diesem Grund schaffen wir auch einen digitalen Zwilling unseres Entwicklungs- und Innovationszentrums, ein Testgelände, das die reale Gestaltung der einzelnen Testflächen exakt nachbildet. Dadurch können wir Szenarien physisch überprüfen und anschließend effizient und wiederholt in einer virtuellen Umgebung simulieren – mit deutlich geringeren Streuungen und präziseren Ergebnissen.

Auf dem Markt für Testgelände sind auch große europäische Akteure tätig. Wie wollen Sie gegenüber den etablierten Zentren im Ausland wettbewerbsfähig sein?
Unser AUREL Testgelände ist nicht so groß, wie einige ausländische Zentren, wir haben aber einen anderen Vorteil – Multifunktionalität und Komplexität. Wir können den gesamten Entwicklungsprozess von A bis Z abwickeln – vom Projektmanagement über die eigentlichen Tests und Messungen bis zur Optimierung und zu Änderungsvorschlägen. Und zwar sowohl in der physischen als auch in der virtuellen Umgebung, wo die Anzahl der Tests deutlich ansteigt. Unser Ziel ist stets die Gewährleistung von Qualität, Nachhaltigkeit und Langlebigkeit der Materialien – und das alles zu einem vernünftigen Preis.
Dank des breiten Kompetenzspektrums von AUREL – von der Prüfung von Karosserien, Fahrwerken, Getrieben und Antrieben über Sicherheitssysteme, Tensometrie und 3D-Messungen bis hin zu Spezialsensoren – können wir unseren Kunden komplexe Lösungen anbieten. Die gemessenen Daten dienen der Validierung und sind gleichzeitig eine wertvolle Grundlage für die weitere Entwicklung. Das alles an einem Ort. Und das bedeutet für die Kunden eine enorme Zeit- und Kostenersparnis. Dadurch gehören wir zu den fünf wichtigsten Entwicklungspartnern für Automobilhersteller in der Tschechischen Republik.
Sie sind zudem im Bereich des Testens autonomer Fahrzeuge tätig. Wie nehmen Sie ihre Zukunft wahr?
Technisch gesehen sind die Fahrzeuge für das autonome Fahren fast bereit und könnten in wenigen Jahren auf Autobahnen zum Einsatz kommen. Was jedoch ihren Einsatz im Verkehr behindert, sind die Gesetzgebung und die Infrastruktur. Wir brauchen einheitliche Regeln in ganz Europa, was ein langer Weg ist. Auf dem Testgelände testen wir viele Krisensituationen und Verkehrsunfälle. Und wir sehen, dass die Autos in den letzten fünf Jahren in Bezug auf aktive und passive Sicherheit viel besser ausgestattet sind. Aber da sind immer noch Fußgänger, Radfahrer, Motorradfahrer und Krisensituationen, auf die es rechtzeitig und richtig reagieren muss. Und das ist noch eine große Herausforderung.
Wie sehen Sie die Entwicklung der europäischen Automobilindustrie? Sollten technologische Unternehmen wie AUREL mehr Spielraum für Initiativen haben?
Die europäische Automobilindustrie hat großes Potenzial, aber technologische Unternehmen sollten im Bereich Forschung, Entwicklung und Bildung stärker unterstützt werden. Es fehlt eine engere Verbindung zwischen Industrie und Universitäten sowie eine systematische Unterstützung seitens des Staates. Die Förderprogramme konzentrieren sich vor allem auf Innovationen, die Entwicklung neuer Materialien oder spezieller Einrichtungen. Weniger Beachtung findet die Förderung alltäglicher, aber dennoch notwendiger Dinge wie die Infrastruktur oder beispielsweise der Asphalt und die Beläge auf Teststrecken.

Sie haben auch Ihre eigenen Entwicklungsprodukte, zum Beispiel TorqGuardPro oder ForeScan 3D. Warum haben Sie mit ihrer Entwicklung begonnen?
Wir testen, führen Simulationen durch, entwickeln – und dabei stellen wir oft verschiedene eigene Einrichtungen her. Deshalb kam uns die Idee, aus diesen eigene Produkte zu entwickeln. Dank unserem starken internen Know-how können wir eigene Technologien entwickeln, die nicht nur in der Automobilindustrie Anwendung finden. Zum Beispiel der Sensor TorqGuardPro für das direkte Messen des Drehmoments ist das Ergebnis unserer Entwicklung im Bereich der Tensometrie. Und genau das ist die Richtung, in die wir weitergehen wollen. AUREL hat eine starke Position in der Automobilindustrie, aber es zeigt sich, dass wir unsere Technologie auch auf andere Bereiche wie Maschinenbau, Schienenfahrzeuge, Luft- und Raumfahrt, Forensik und andere übertragen können.
Sie widmen sich der Prävention und Verkehrserziehung für die Öffentlichkeit und Kinder. Warum?
Denn angemessenes Verhalten im Straßenverkehr ist entscheidend. Ein Auto kann noch so hochentwickelt sein, wenn sich der Fahrer oder Fußgänger nicht richtig verhält, kann das fatale Folgen haben. Deshalb ist Prävention schon in der Grundschule sinnvoll, denn Kinder probieren reale Situationen aus und lernen, die Folgen ihres Verhaltens vorauszusehen.
Mit der Verhütung von Verkehrsunfällen haben wir bereits 2008 begonnen, als die Verkehrssicherheitsforschung gegründet wurde und wir dabei waren. Wir sind froh, dass wir bis heute Vorträge organisieren, mit Schulen , Städten und auch Rettungskräften zusammenarbeiten. Wir analysieren reale Unfälle und zeigen, wie wichtig die richtige Ergonomie im Fahrzeug ist. Diese Erkenntnisse lassen wir dann in die Entwicklung einfließen – und so wird das gesamte System verbessert.
AUREL heute, AUREL in fünf Jahren – wohin führt der Weg?
Wir wollen weiter wachsen. Wir haben bereits heute Büros in Deutschland und in der Slowakei, wir verhandeln auch außerhalb Europas. Und was für uns wichtig ist – wir suchen talentierte Menschen. Nicht nur Ingenieure und Studenten, sondern auch Techniker mit Mittelschulabschluss. Wir haben die AUREL Akademie, in der wir die Mitarbeiter ausbilden. Wir brauchen aber hauptsächlich Menschen, denen die Arbeit Spaß macht, die sich weiterentwickeln wollen. Zum Beispiel wie ein Kollege, der bei uns nach der Schule als Techniker angefangen hat und heute das gesamte Team leitet.

Was möchten Sie den Lesern abschließend mitteilen?
AUREL ist ein dynamisches Unternehmen mit einem breiten Tätigkeitsfeld, das zu den wichtigsten Partnern der Automobilhersteller in unserem Land zählt. Dank unserer starken technischen Basis können wir Komponenten für Tests von A bis Z vorbereiten. Wir sind in der Lage, Dinge ganzheitlich zu betrachten, gehen individuell auf unsere Kunden ein und bieten hochwertige und zuverlässige Dienstleistungen – deshalb arbeiten Kunden langfristig mit uns zusammen. Deshalb ist es auch in Zukunft unser Ziel, mit weltweit führenden Akteuren zusammenzuarbeiten und die Grenzen der Technologie in der tschechischen und europäischen Automobilindustrie zu verschieben. Und nicht nur dort.



